Sonntag, 11. April 2010

Bauchgefühl gegen Verstand? Die Bedeutung der Intuition

"Der Mensch weiß viel mehr, als er denkt. In seinem Unbewussten lagern riesige Wissensschätze. Wer es versteht, sie freizulegen, kann wahre Wunder vollbringen. Wissenschaftler versuchen, die Kraft des Unbewussten zu enträtseln.

Der Verstand, den Menschen einsetzen, um vermeintlich kluge Entscheidungen zu treffen, ist begrenzt und macht nur einen kleinen Teil unseres tatsächlichen Wissens aus", sagt der amerikanische Intuitionsforscher Milton Fisher. "Dennoch handelt es sich, wenn wir eine Intuition haben, um den Abruf von Informationen, die wir irgendwann über unsere fünf Sinne wahrgenommen und gespeichert haben."

Dahinter steckt die Erkenntnis der Kognitionsforscher: Menschen können den permanenten Lernprozess ihres Gehirns nicht unterbrechen. Hat das Auge eines bildenden Künstlers im Vorübergehen einmal eine Form gestreift, wird sie ihm mit ein wenig Glück irgendwann, vielleicht im Augenblick des Mosaikbaus, zu Bewusstsein kommen. Elf Millionen Sinneswahrnehmungen in der Sekunde bombardieren den Menschen, selbst dann, wenn er bloß abends auf dem Sofa herumlümmelt: Das fahl werdende Sonnenlicht, das Brutzeln und der Duft des Abendessens aus der Küche, der Druck des Sofakissens im Rücken und vieles mehr verarbeitet das Gehirn, ohne dass das Bewusstsein davon etwas mitbekäme.

Nicht nur nach einem langen Arbeitstag wäre es mit der Verarbeitung aller Eindrücke völlig überfordert. Nach etwa 40 Sinneseindrücken, die gleichzeitig das Gehirn erreichen, wird der stete Input daher in einen anderen Speicher umgeleitet: ins Unterbewusstsein. "Und manchmal dringt aus diesem Wissensschatz ein kleiner Fetzen ins Bewusstsein, dann haben wir eine Intuition", sagt der Psychologe Fisher: das ungute Gefühl etwa, das uns beschleicht, wenn das Brutzeln verstummt und sich eine leicht beißende Note in den Essensduft mischt. Blitzschnell schaltet das Gehirn dann ohne Nachdenken auf eine völlig andere Situation um. Erkennt Zusammenhänge, Formen, Probleme oder Lösungen.

Doch Intuition erlaubt nicht nur schnellere Entscheidungen, sondern spart auch Energie; schließlich hat das Gehirn schon Schwerstarbeit geleistet und Millionen von Informationsfetzen gesammelt, ehe es zum ersten Mal intuitiv entscheiden kann. "Informationsscheibchen" würde Malcolm Gladwell sagen, dessen Buch "Blink" dem Thema zu neuer Popularität verholfen hat. Darin beschreibt er das intuitive Vorgehen des Gehirns als "Scheibchenschneiden": "Auf Grundlage extrem dünner Scheiben von Erfahrung entdeckt unser Unbewusstes Muster in Situationen und Verhaltensweisen", erklärt Gladwell. Dazu bediene es sich einfacher Faustregeln, die erst dadurch gültig werden, dass das Gehirn die ausgeblendeten Informationen durch Annahmen ergänzt."
(aus: Die Macht des Unbewussten in Spiegel Online Wissenschaft)

Nutzen Sie Ihre Intuition, um Entscheidungen zu treffen? Wie wichtig ist Ihnen Ihr Bauchgefühl?

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