Freitag, 2. April 2010

Werden Sie wirklich gesehen?

Die Nachrichten berichteten über einen kürzlich verstorbenen Dosensammler, der sehr einfach lebte und in seiner Stadt Mehrwegdosen sammelte, um sich über Wasser zu halten. Unbemerkt von seinen Mitmenschen baute er sich mit dem Pfand ein ansehnliches Vermögen auf, indem er Aktiengeschäfte tätigte. Täglich saß er über den Zeitungen in der Bibliothek und eignete sich ein fundiertes Expertenwissen im Finanzbereich an. Er investierte das Pfandgeld in Aktien und erzielte im Laufe der Jahre einen erheblichen Aktiengewinn, indem er geschickt am Finanzmarkt agierte.
Als er starb, wurde sein Vermögen bekannt: Mehr als eine Million Euro, um das sich nun die Erben stritten. Niemand hatte dem Mann mit dem zerschlissenen Anorak angesehen, dass er über diese Fähigkeiten verfügte und sie geschickt anwandte.

Wie oft übersehen wir Fähigkeiten und Kompetenzen anderer? Wer sieht uns selbst so wie wir sind?

Das schönste Kompliment für einen Menschen ist es, gesehen zu werden. In seinen Eigenschaften, Stärken und Schwächen. Dies ermöglicht erst Wachstum, ist überhaupt seine Voraussetzung.

Wie können wir uns in einem Leben entwickeln, in dem wir nicht gesehen werden? Dies mag nur schwerlich gelingen. So sitzen viele Menschen in Jobs, die sie nicht erfüllen, weil sie ganz andere Talente haben. Ihnen wird aber in ihrem Job nicht erlaubt, diese Fähigkeiten und erworbenen Kompetenzen einzusetzen, weil niemand sie sieht. Selbst wenn Zertifikate und Zeugnisse darauf hinweisen! So vergeudet ein Unternehmen seine wichtigsten Ressourcen.

Bleibt nur die Freizeit für die eigene Entwicklung? Wenn aber auch im privaten Umfeld wenig gesehen wird? Wenn wir auch hier keine Anerkennung für unser Sosein erfahren?

Der Dosensammler konnte seine Fähigkeiten entwickeln und einbringen. Die Tarnung war ihm jedoch wichtig. Er hätte sie nämlich längst nicht mehr nötig gehabt.

Wie lange tarnen wir uns? Welche Vorteile haben wir dadurch? Wann stehen wir zu uns und zeigen den anderen, was wir wirklich können?

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